F 2013 · 93 min · OmU · digitalDCP · FSK 16 · R/B: François Ozon D: Marine Vacth, Géraldine Pailhas, Tessa Charlotte Rampling, Frédéric Pierrot, u.a.
Isabelle wächst wohlbehütet im bürgerlichen Milieu von Paris auf. In den Sommerferien am Meer lernt sie Felix kennen. Kurz vor ihrem 17. Geburtstag schläft sie mit ihm. Unbeein- druckt und ernüchtert kehrt sie nach Paris zurück und fängt an, sich im Internet mit Männern zu verabreden, die sie für Sex bezahlen. Ihr Doppelleben fliegt auf, als einer ihrer Kunden plötzlich stirbt. Nun ist Isabelle konfrontiert mit den Fragen und Verurteilung durch ihr Umfeld und vor allem mit der Fassungslosigkeit ihrer Mutter. Eine Antwort auf das „Warum“ will Isabelle niemandem geben.
Die Charakterstudie von François Ozon ist in vier Episoden gegliedert. Die Übergänge zwischen Sommer, Herbst, Winter und Frühling werden jeweils durch die wehmütigen Songs der franzö- sischen Chansonsängerin Françoise Hardy eingeleitet. Die Kapitel skizzieren langsam den Wandel der jungen Isabelle vom Objekt zum Subjekt der Begierde, die Leiden der Adoleszenz. Isabell liest in der Schule ein Gedicht von Arthur Rimbaud. „Man ist nicht ernsthaft, wenn man siebzehn ist.“ Doch im Gegensatz zu ihren Mitschüler*innen hat Isabelle den jugendlichen Leichtsinn, der hier beschworen wird, längst verloren. François Ozon verweigert jegliche psychologische oder moralische Wertung und inszeniert in Fassbinder-Manier die mal nüchterne, mal bewusst verkitschte Chronologie eines Jahres im Leben einer 17-jährigen. Immer steht der begehrende und urteilende Blick im Mittelpunkt. Seien es die Blicke der Freier, der ratlosen Eltern oder die der Zuschauer*innen, die zwangsläufig zu den Voyeuren des Geschehens werden.
Vortrag und Diskussionsleitung: Dr. Mathias Hirsch